Belastungsinkontinenz – Blasenschwäche im Alltag
Ein herzhaftes Lachen oder ein kurzes Husten – was für viele alltäglich scheint, kann für andere eine wahre Hürde im Alltag darstellen. Nämlich dann, wenn diese kurzen Momente der körperlichen Anspannung zu einem ungewollten Urinverlust führen. Die Belastungsinkontinenz – auch Stressinkontinenz – ist für viele ein schambehaftetes Thema. Dabei gibt es zahlreiche, einfache Therapiemöglichkeiten, durch welche die Symptomatik effektiv gelindert werden kann.
In unserem Blogbeitrag erfahren Sie alles, was Sie über die Belastungsinkontinenz, Ihre Ursprünge und Behandlungsmöglichkeiten wissen müssen – lesen Sie jetzt rein!
- Habe ich eine Belastungsinkontinenz? – Definition & Symptome
- Belastungsinkontinenz: Ursprung & Ursachen bei Männern
- Ursachen & Ursprung der Stressinkontinenz bei Frauen
- Ausprägungen und Schweregrade der Belastungsinkontinenz
- Behandlungs- & Therapiemöglichkeiten im Alltag
- Produkte den Alltag mit Belastungsinkontinenz
Habe ich eine Belastungsinkontinenz? – Definition & Symptome
Die Stressinkontinenz, welche auch als Belastungsinkontinenz bezeichnet wird, beschreibt das unwillkürliche Lassen von Harn während Druck auf den Bauchraum ausgeübt wird. Dies kann beim Heben von schweren Gegenständen, aber auch bei einfachen körperlichen Anstrengungen wie Husten, Niesen oder Lachen der Fall sein. Grund dafür ist in den meisten Fällen eine Schwächung des Beckenbodens und des Schließmuskels, die einem plötzlichen Druckaufbau im Bauchraum nicht standhalten können.
In den meisten Fällen verspüren Betroffene vorher keinerlei Harndrang. Ob während der Inkontinenz lediglich ein paar Tröpfchen Urin oder mehr Blaseninhalt verloren werden, gibt keinerlei Aufschluss über die Schwere der Belastungsinkontinenz.
Die Symptome – dem Lassen von Harn unter Druck und Anspannung auf den Bauchraum – können oft effektiv eigenständig gelindert und mit wirkungsvollen medizinischen Therapien unterstützt werden. In den meisten Fällen wird hierbei auf die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur abgezielt.
Belastungsinkontinenz: Ursprung & Ursachen bei Männern
Ein geschwächter Beckenboden gilt als häufigste Ursache der Belastungsinkontinenz. Die Beckenbodenmuskulatur umschließt sämtliche Körperöffnungen im Unterleib und hält die Organe des Beckens an der vorgesehenen Position. Lässt die Kraft dieser Muskulatur im Alter nach, kann dies zu einer Inkontinenz führen. Da die Beckenbodenmuskulatur von Männern zusätzlich durch die Prostata gestärkt wird, sind diese deutlich weniger von einer Stressinkontinenz betroffen, welche auf den Beckenboden zurückzuführen ist, als Frauen.
Stattdessen leiden Männer häufiger unter einer Belastungsinkontinenz aufgrund einer Schwächung oder Schädigung der äußeren Blasenschließmuskulatur. Dies ist vorwiegend nach einer OP oder einem Unfall der Fall. Insbesondere bei Eingriffen, welche direkt an der Prostata stattgefunden haben, ist eine anschließende Belastungsinkontinenz wahrscheinlich. Auch eine familiäre Vorbelastung und Übergewicht können eine Belastungsinkontinenz bei Männern begünstigen.
Ursachen & Ursprung der Stressinkontinenz bei Frauen
Speziell Frauen leiden vergleichsweise häufig unter einer Stress- beziehungsweise Belastungsinkontinenz. Dies lässt sich auf die naturgemäß stärkere Beanspruchung der Stütz- und Haltefunktion des Beckenbodens zurückführen. Insbesondere durch Schwangerschaften und vaginale Geburten kann der Beckenboden extrem geschwächt werden. Dadurch kann der Blasenschließmuskel bei Anstrengung absinken und nachgeben. Aufgrund dessen ist die Belastungsinkontinenz bei Frauen keine Alterserscheinung und auch bei jungen Frauen weitverbreitet.
Neben der Beanspruchung des Beckenbodens gehören auch hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre, eine konstitutionelle Bindegewebsschwäche oder Operationen am Unterleib zu den häufigsten Ursachen der Belastungsinkontinenz bei Frauen.
Ferner gibt es weitere Faktoren und Ursachen, die tendenziell häufiger Frauen betreffen als Männer. So kann beispielsweise eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme und hinausgezögerte oder zu früh getätigte Toilettengänge das natürliche Füll- und Entleerungsverhalten der Blase durcheinanderbringen. Auch psychische Belastungen wie Unstimmigkeiten und Streitereien in der Partnerschaft schlagen bei Frauen häufiger auf die Blase. Darüber hinaus sind Frauen anfälliger für wiederkehrende Harnwegsinfektionen, was das Entstehen einer Inkontinenz begünstigen kann.
Grad 1
- Harnverlust bei einer starken Drucksteigerung und Anspannung im Bauchraum
- Husten, Lachen, Niesen, Tragen von schweren Gegenständen
Grad 2
- Urinverlust bei mäßiger Anspannung im Bauchraum
- Gehen, Laufen, Treppensteigen, vom Stuhl aufstehen
Grad 3
- Urinverlust bei geringer Drucksteigerung im Bauchraum oder im Liegen
Übungen für den Beckenboden
- gezielte Übungen durch An- und Entspannen des Beckenbodens kräftigen die Muskulatur und Bänder des Halteapparates nachhaltig
- Übungen können autodidaktisch erlernt werden
Biofeedback
- Biofeedbackgerät
- mithilfe von optischen und akustischen Signalen werden unbewusst ablaufende Kontraktion des Beckenbodens besser wahrgenommen und beeinflusst
Scheidengewichte
- Gewichte werden in die Scheide eingeführt und mithilfe der Beckenbodenmuskulatur zurückgehalten
Elektrostimulation
- Aktivierung der Muskulatur durch elektrische Stromimpulse
Auch die Umstellung des persönlichen Lebensstiles kann sich positiv auf die Belastungsinkontinenz auswirken. So ist der erste Schritt im Rahmen der konservativen Therapie die Gewichtsreduktion, sollte der Patient unter Übergewicht leiden. Das zusätzliche Gewicht belastet den Beckenboden zusätzlich und führt zu einem willkürlichen Abgang von Urin.
Darüber hinaus sollten Umstände, die das Entstehen einer Inkontinenz fördern könnten, umgangen werden. Darunter zählt unter anderem die Behandlung von chronischem Husten, aber auch das Vermeiden des Hebens von schweren Gegenständen und Gewichten. Zusätzlich sollten stressige Alltagssituation vermieden werden. Auch das eigene Trinkverhalten kann eine Belastungsinkontinenz maßgeblich beeinflussen. Der Verzicht auf harntreibende Getränke wie Kaffee oder schwarzer Tee sowie die reduzierte Flüssigkeitsaufnahme am Abend haben einen positiven Effekt.
Medikamentengabe
Ist die Belastungsinkontinenz eine Folge eines Östrogenmangels – beispielsweise bei Frauen in der Menopause –, kann oft eine entsprechende Medikamentengabe Linderung verschaffen. Die Hormonpräparate werden als Vaginalzäpfchen, in Tablettenform oder für die örtliche Behandlung des Harn- und Genitalbereichs mit einer östrogenhaltigen Salbe verabreicht. Auch der Verschlussmechanismus der Blase kann dank Medikamenten mit dem Wirkstoff Duloxitin gestärkt und die Belastungsinkontinenz so reduziert werden.
Operationsmöglichkeiten
In schweren Fällen der Belastungsinkontinenz – oft bei Grad 3 – erzielen konservative Behandlungsmethoden keinerlei Erfolge. In diesen Fällen ist es ratsam, über operative Maßnahmen nachzudenken, um den Patienten zu unterstützen und den Alltag einfacher zu gestalten. Bei der operativen Therapie haben sich verschiedene Prozeduren etabliert. Welche im Einzelfall infrage kommt und am sinnvollsten ist, sollte stets mit einem Arzt besprochen und abgeklärt werden.
1. Kolposuspension
Bei der Kolposuspension wird mithilfe einer Bauchspiegelung oder eines Bauchschnittes der Blasenhals operativ angehoben und am Bandapparat des Beckens fixiert. Durch diesen minimalinvasiven Eingriff wird verhindert, dass die Harnröhre in eine zu tiefe Position absinken kann.
2. TVT-Operation (tension-free vaginal tape)
Im Rahmen der operativen Maßnahmen zählt die TVT-Operation zu den geläufigsten Methoden bei einer Belastungsinkontinenz. Hierbei wird ein kleines Kunststoffbändchen unter die Harnröhre hindurch und durch die Bauchdecke nach außen geführt. Dieses verbleibt als dauerhafte Einlage im Körper des Patienten und stabilisiert die entsprechende Beckenregion. Durch diese zusätzliche Unterstützung gibt der Schließmuskel bei Belastung nicht mehr sofort nach.
3. Unterspritzung der Harnröhre
Bei der Unterspritzung der Harnröhre wird in die Wand ebendieser eine hyaluronsäurehaltige Substanz gespritzt. Durch diesen Eingriff wird die Harnröhre verengt und der Blasenschließmuskel aufgepolstert. Dadurch hält er auch unter Druck zuverlässiger.
4. Künstlicher Schließmuskel
Bei schwerwiegenden Formen der Belastungsinkontinenz kann dem Betroffenen mit einem künstlichen Schließmuskel geholfen werden. Die Harnröhre wird hierbei durch ein künstliches Schließmuskelimplantat in Form einer ringförmigen Manschette geschlossen. Das kontrollierte Wasserlassen wird über eine, im Hodensack oder in der Schamlippe einliegende, Pumpe reguliert. Trotz der hohen Erfolgsquote sollte ein künstlicher Schließmuskel als letzte Option gesehen werden, da bei einem mechanischen Versagen und einer Revisionsoperation oft Komplikationen auftreten.
Produkte für den Alltag mit Belastungsinkontinenz
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